DEVITALE
Wurzeltote devitale Zähne, häufig ohne direkte lokale Symptome, können als chronisch-entzündliches Geschehen, systemische Auswirkungen verursachen und beeinflussen. Dieses kann auch trotz erfolgter Wurzelbehandlung vorliegen.
Anatomisch besteht ein Zahn aus unterschiedlichen Anteilen. In seinem Inneren beinhaltet er ein fein verzweigtes Kanalsystem, welches Nervenfasern, Blut- und Lymphgefäße sowie Bindegewebe enthält. Mit Hilfe von konventionellen Röntgenbildern, sind die größten Anteile dieses Kanalsystems, die zentralen Wurzelkanäle darstellbar. Die feinsten Kanälchen lassen sich nur mit hochauflösenden Bildgebungen, wie die Rasterelektronenmikroskopie darstellen. Ihr Durchmesser kann 1-5µm betragen, die Dichte des Auftretens dieser Kanälchen kann im Maximum bis zu 60.000 pro mm2 betragen. Bei devitalen Zähnen findet man in allen Bereichen des Kanalsystems bakteriell kontaminierte Gewebsreste. Diese verbleiben auch bei gewissenhafter und gründlicher Durchführung einer Wurzelbehandlung zumindest in den feinsten Kanälen und lösen im Bereich des umliegenden, vitalen Knochens eine permanente immunologische Reaktion aus. Diese kann im Sinne einer „stillen Entzündung“ häufig jahrelang lokal unbemerkt, jedoch systemisch relevant bestehen. Im Zuge der chronischen Immunantwort kommt es zu der Freisetzung bestimmter Entzündungsmediatoren wie z.B. TNF-alpha und IL-1 die über die Blutbahn zirkulierend auch in anderen Körperregionen proentzündlich wirken.
Diese Bakterien zersetzen die verbliebenen Gewebereste, wobei hochgiftige, schwefelhaltige Eiweißzerfallsprodukte, wie Thioether und Mercaptane entstehen, die u.a. wichtige Enzyme unseres Körpers hemmen und schädigen können. Individuell kann es immunologisch zusätzlich noch zu allergischen Reaktionen auf derartige Zerfallsprodukte kommen.
Der besonderen umweltzahnmedizinischen Beachtung unterliegen die typischerweise verwandten Wurzelkanalfüllungsmaterialien, da Sie aufgrund ihrer großen Anzahl an unterschiedlichen Inhaltsstoffen sowie deren speziellen Eigenschaften immunologische Reaktionen im umliegenden Gewebe auslösen können.
Neben der rein toxischen Wirkung der Eiweißzerfallsprodukte sowie der unspezifischen Immunantwort auf die vorliegenden Bakterien kommt durch Aktivierung der spezifischen Immunantwort in Form einer Allergie auf die Zerfallsprodukte oder auf verwandte Wurzelfüllungsmaterialien ein weiterer wichtiger Triggerfaktor mit weitreichender, allgemeinmedizinischer Relevanz hinzu.